Was für die meisten von uns aufgrund der mit der globalen COVID-19-Pandemie einherkommenden Einschränkungen zum ersten Mal richtig spürbar wird, stellt für andere nicht etwa die Ausnahme, sondern den Dauerzustand dar: Vieles, das so selbstverständlich scheint, ist aus diversen Gründen nicht zugänglich. Denn so gerne wir Pop als einen Ausdruck demokratischen Miteinanders und Kultur als etwas verstehen, an dem alle mitwirken: Ganz so einfach ist es leider nicht.
Als wir im Frühling dieses Jahres unser Festival konzeptionell überdenken mussten, war es uns deshalb umso wichtiger, die neue digitale Form von Pop-Kultur zwischen dem 26. und 28. August 2020 genauso barrierearm zu gestalten wie es uns graduell immer mehr auf dem Gelände der Kulturbrauerei gelang. Denn zwar birgt das Festival keine Hürden physischer Natur, als dreiteiliges Showformat mit audio-visuellen Beiträgen aus aller Welt, die über YouTube via unsere Website www.pop-kultur.berlin ausgespielt werden und nach Ausstrahlung dort über die Mediathek abrufbar sind, dafür aber einige andere und neue, die es zu überwinden gilt. Komplett kostenlos, versteht sich.
In diesem Newsletter möchten wir einerseits auf Programmpunkte hinweisen, mit denen wir unsere Bemühungen auf inhaltlicher Ebene zum Ausdruck bringen und Menschen mit Behinderungen in den Vordergrund rücken. Andererseits versammeln wir alle notwendigen Informationen für Menschen mit Lern- oder Leseschwächen, für Gehörlose und Schwerhörige sowie blinde und sehbehinderte Menschen.
Wir freuen uns, im Rahmen des Festivals eine neue Kooperation mit dem Deutschen Gehörlosen-Bund vorstellen zu können. Deren Arbeitsgruppe Deaf Performance hat über eine Ausschreibung drei Teilnehmer:innen ermittelt, die ihre Arbeit bei Pop-Kultur präsentieren werden. Der taube Schauspieler Ace Mahbaz zeigt uns mit einer ambivalenten Liebeserklärung an die Stadt Berlin einen Einblick in die Welt der Gebärdensprachen, der taube Gebärdendolmetscher Rafael-Evitan Grombelka interpretiert einen Song der Hamburger Band Erregung Öffentlicher Erregung und die gehörlose Performerin Laura-Levita Valytė zeigt in ihrem Workshop bei Pop-Kultur Nachwuchs den geladenen Talenten, wie sich Musik in Gebärdensprache begleiten lässt.
Und was wäre Pop-Kultur ohne 21 Downbeat? Die post-inklusive Gruppe ist seit 2017 die Hausband des RambaZamba Theaters und bereits zweimal bei Pop-Kultur zu Gast gewesen. In diesem Jahr sind die schauspielernden Musiker:innen beziehungsweise musizierenden Schauspieler:innen mit einem virtuellen Beitrag vertreten, dessen Material noch vor Covid-19 gedreht wurde.
In Kooperation mit dem Berliner Inklusionsverein Handiclapped e.V. stellen wir dieses Jahr vermehrt Informationen in Leichter Sprache für Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten zur Verfügung. Das umfasst zum Beispiel eine Erläuterung »Was ist Pop-Kultur?« als Podcast in Leichter Sprache als auch eine einfache Anleitung für die Nutzung von YouTube, um allen Gästen den Zugang zu unserer Programmübertragung zu erleichtern. Außerdem wird die Ausstrahlung der ersten Sendung mit einem simultanen Live-Kommentar in Leichter Sprache angeboten. Nach einer Einführung in Leichter Sprache haben Festival-Gäste aus der Zielgruppe der Leichten Sprache die Möglichkeit, die Sendung gemeinsam zu verfolgen und zu kommentieren.
Das gesamte Programm wird in jeweils deutscher und englischer Sprache untertitelt. Die Leitung der Untertitel für gehörlose und schwerhörige Zuschauer:innen übernimmt der taube Journalist und Autor Wille Felix Zante, der langjährige Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung barrierefreier Medien hat. Er berät Filmfestivals und prüft Filme auf korrekte Untertitelung von Geräuschen und Songtexten. Dieses Wissen setzte er bei Pop-Kultur ein.
Eine breite Auswahl von Beiträgen ist in einer Hörfilmfassung (Audiodeskription) verfügbar. Auf der Webseite und im Internet werden dazu zusätzlich anklickbare Video-Dateien bereitgestellt, die in Ergänzung zum Original-Soundtrack die visuellen Aspekte verbalisieren. Für die Erstellung der Hörfilmfassungen zeichnet Jonas Hauer verantwortlich. Er lebt und arbeitet als Musiker in Berlin und ist seit früher Kindheit blind. In den letzten Jahren hat er in Kooperation mit verschiedenen Hörfilmautor:innen zahlreiche Audiodeskriptionsprojekte realisiert, vor allem in den Bereichen Kino, Fernsehen und bei Ausstellungen. Die Audiodeskriptionen zur Pop-Kultur entstanden in Zusammenarbeit mit Tania Eichler-Ojake und Anne Leichtfuß. Alle Hörfilmfassungen findet ihr hier.
Auch in diesem Jahr steht unser Service-Team Gästen mit besonderen Bedürfnissen vor und während des Festivals zur Verfügung. Fragen und Anregungen nehmen wir sehr gerne über inklusion@pop-kultur.berlin oder per SMS/WhatsApp unter +49 1573 879 5555 an.